Ferienerinnerungen

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Reise nach Ungarn, Ukraine und Rumänien

 

23. Juli - 10. August 2005

 

Vorwort

Die Familie eines Freundes von mir stammt aus Ungarn. Genauer gesagt aus Siebenbürgen, das im heutigen Rumänien liegt. Diesen Sommer haben sie erstmals eine Familienfeier im ursprünglichen Heimatort in der rumänischen Provinz gefeiert. So sind seine Verwandten aus der Schweiz und aus Ungarn und Rumänien in diesem Sommer nach Rumänien gereist, um das Familienfest dort zu feiern.

Wir haben dieses eine Wochenende, in dem das Fest stattfand, mit 2.5 Wochen Ferien kombiniert. Unser Trip im Osten führt uns vom Balaton nach Ostungarn, von dort aus ein Tag in die Ukraine, danach nach Rumänien zur Feier. Nach der Feier blieben wir noch ein paar Tage in Rumänien, bis es dann via Budapest wieder an den Balaton zurück ging.

 

1. Tag: Die Abfahrt

Endlich ist es so weit: Die Koffern sind gepackt, der Pass, die Euros und Forint bereitgelegt. Es kann jetzt losgehen! Doch bevor wir abfahren konnten mussten noch die vielen "Hilfsgüter", die wir nach Ungarn und Rumänien mitbringen, in den Wagen hineingebracht werden. Das war eine echte Kunst, alles zu verstauen, und der Ford Galaxy war schliesslich bis unters Dach beladen. Gott sei Dank ist unser 3. Reisebegleiter noch zu beschäftigt und reist erst in einer Woche nach! Zu zweit und voll bepackt konnten wir nun unsere Reise beginnen.

Die ersten paar Tage verbrachten wir damit, in einem Häuschen mit Garten in Badacsony (sprich: "Badatschojn") auszuspannen, die feine ungarische Küche zu geniessen und abends in den Ausgang zu gehen.

 

Fahrt nach Tisztaberek

Nach ein paar Tage ausspannen brachen wir mit dem voll beladenen Auto auf nach Tisztaberek (sprich: "Tistaberek"), das keine 10 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Dort besuchten wir einen Pfarrer, bei dem wir die nächsten 2 Nächte auch übernachten durften. Da im Sommer 2005 die Visapflicht für die Ukraine entfiel durften wir uns ein Besuch der Ex- Russen nicht entgehen lassen.

Nach 1 Stunde Zollformalitäten mit Migrationskarte ausfüllen, Seriennummer des Autos aufschreiben, Stempel in die Pässe usw. waren wir im Land der Vodkatrinker angekommen. Die Strassen waren recht schlecht. Kurz nach dem Zoll kamen wir an eine Brücke, die mit einem Schild "Maximal 7 Tonnen" beschriftet war. Jedoch fuhr jeder Lastwagen voll geladen mit Kies (mit Sicherheit weit über 7 Tonnen Gesamtgewicht) ungeniert über diese Brücke. Als gerade kein LKW auf der Brücke war, riskierten wir die überfahrt.

In der nächsten Provinzstadt angekommen parkierten wir unser Auto und gingen ein Stück zu Fuss. Wir kamen an einen Markt, danach kaufte ich noch 4 "ukraina Top hits"- CDs für zusammen ungerechnet gerade mal 12 Franken als Souvenir. Danach fuhren wir noch kurz zu einer zweiten Stadt bevor wir wieder umkehren mussten. Bevor wir die Ukraine wieder verliessen musste das Auto jedoch fast zwingendermassen wieder vollgetankt werden bei einem Dieselpreis von etwa 90 Rappen pro Liter ist das ja ein Muss! Nach einer guten Stunde Zollschikanen sind wir wieder beim Pfarrer in Tisztaberek zu einem feinen Abendessen eingeladen worden.

 

Aufbruch in die Heimat Rumänien

Recht früh am Morgen - es war so 10 bis 11 Uhr - brachen wir auf nach Rumänien. Nach ein paar Kilometer fahrt kam bereits schon die Grenze. Im Vergleich zur Ukraine gings dort fix zu und her. Nach etwa einer Viertelstunde anstehen durften wir die Grenze passieren. Wir fuhren praktisch durch. Mal zwischendurch anhalten, als wir ein Bankomat gefunden hatten, um dort den maximal möglichen Betrag von ungerechnet gut 100 Franken abzuheben (er spuckte 30 100'000er Noten aus) machten wir einen kurzen Zwischenhalt im Mac Donalds in Cluj- Napoca. Eine halbe Stunde später waren wir bereits wieder "on the road" damit wir unser Ziel in Sepg um sechs Uhr erreichen würden.

Eine halbe Stunde zu spät erreichten wir Sfantu Gheorghe. Auf so eine weite Distanz und alles ohne Autobahn ist unsere Zeitplanung recht gut aufgegangen. Nach dem Kennenlernen von der Familie meines Kollegen assen wir zusammen das Nachtessen.

 

Zurück in die Vergangenheit

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Szara Szajta und dann weiter nach Salambatok. Die asphaltierten Strassen mit Schlaglöchern sind zu Kieswegen mit noch mehr Schlaglöchern geworden. Bei Regen ist ein Durchfahren nicht mehr möglich. Beim Dorfeingang Salambatok mussten wir durch einen Fluss fahren, was wir Schweizer doch sehr speziell fanden.

Dort angekommen sind wir ohne Übertreibung im 19. Jahrhundert angekommen. Im Innenhof des Anwesens, welches wir die nächsten 2 Tage besuchten, stand ein Brunnen mit einer Winde. Dort wurde das Wasser geschöpft. Gekocht wurde mittels eines Herdes, welcher mit Holz betrieben wurde. Das Bügeleisen sah auch dem entsprechend museumsreif aus. Ein Kohlenbügeleisen stand im Zimmer, welches angeblich immer noch in Betrieb zu sein schien. Im Innenhof rannten Hühner umher. Man darf raten, was es am nächsten Tag zu essen gab! Das Haus selbst war ballenbergmässig (Freiraummuseum der Schweiz) eingerichtet.

An diesem Ort scheint man fast die ganze Zeit ums essen besorgt zu sein. Das Beginnt mit Hühneraushungern (dass Magen und Darm leer sind), dann Holz spalten, um den Herd "anzufeuern". Nachher Gemüse ernten und das Essen zubereiten. Wenn die wüssten, wie schnell bei uns Microwave- Frass geht!

So den ganzen Tag dort zu verbringen war schon ein Kulturschock für uns und ich war froh, dass ich abends jeweils wieder in die Zivilisation zurück durfte. Aber es war ein riesiges Erlebnis, dort gewesen sein zu dürfen.

 

Verabschiedung und Weiterreise

Nach diesem Wochenende voller Erlebnisse verliessen wir Sfantu Gheorghe und machten uns an die Weiterreise nach Brasov. Dort besichtigten wir die wunderschöne Stadt, die ich vor 2 Jahren bereits gesehen habe (Bericht: "Rumänien September 2003") und fuhren dann weiter nach Cluj- Napoca, wo wir bei einem Pfarrer übernachten durften. Dort wurden wir endlich von den vielen Sachen, die wir extra mitgenommen hatten erlöst. Der Kofferraum war dann fast leer. Am nächsten Tag fuhren wir wieder zu einem uns bereits bekannten Hotel in Alba Iulia, das Hotel Cetate. Gegenüber vor 2 Jahren sind die Hotelzimmerpreise saftig gestiegen! Dort deponierten wir unser Reisegepäck und fuhren weiter nach Hunnedoara, einer Stadt mit sehr viel schmutziger Industrie. Am Rand der Stadt steht die Burg Corvin, die mich immer wieder aufs neue fasziniert mit all ihren Türmchen und der Brücke in die Burg. Zeitlich hatten wir jetzt sogar noch die Zeit für eine Burgbesichtigung. Der Eintritt kostete nicht sehr viel dafür wurde leider auch nichts geboten. Es war jedoch auch spannend einfach mal in dieser Burg zu sein.

Nachher fuhren wir noch nach Deva, wo wir in einem Billa unser Kaufverlangen befriedigen konnten bevors wieder zurück zu Hotel ging.

 

Rückreise nach Budapest, Ungarn

Am nächsten Tag wollten wir von Alba Iulia aus via Nebenstrasse nach Oradeo fahren. Dort in einem Tal sollte es eine grosse Giftfabrik gegeben haben, über diese auch unsere Medien berichteten. Wir verliessen also die Hauptstrasse, und nahmen die Nebenstrasse. Als wir bei der "Giftfabrik" ankamen, schauten wir nicht schlecht. In diese wunderschöne Natur wurde diese mega grosse Fabrik gebaut und jetzt einfach verfallen gelassen. Breite rostige Röhren führten durch den Wald einen Hügel hinauf. Auf der Spitze des Hügels ragte ein grosses Kaminrohr gegen den Himmel. Das Ganze sah wie nach einem Krieg aus.

Einige Kilometer später sahen wir einen Stausee, welcher nicht mehr in Betrieb war. Das Wasser war ganz braun und der gesamte See wurde einfach als Müllhalde benutzt. Die Luft roch auch dem entsprechend. Also nichts wie weiter. Einige Zeit später, als wir schon fast die Hauptstrasse erreicht hatten sahen wir ein Feld, welches auch zur Mülldeponie deklassiert worden ist. Wenn dies die EU wüsste wie achtlos dort mit der Natur umgegangen wird! Dann würde man bei uns wahrscheinlich auch nicht so kompliziert tun und sowas wie einen Klimarappen aufs Benzin wäre überflüssig!

Naja, egal. Kurze Zeit später erreichten wir die Grenze zu Ungarn und fuhren dann nach Budapest.

 

Budapest I

Am Abend - es war bereits am Eindunkeln - erreichten wir Budapest. Als wir dann endlich unsere Wohnung gefunden hatten, verstauten wir unser Gepäck und brachen auf ins Gellert, einem guten Restaurant. Dort konnten wir endlich wieder ein mal gut Ungarisch essen. Als wir fertig waren, regnete es in strömen. Also im Laufschritt zurück zum Auto und ab in die Wohnung. Isti hatte dort soooo durst dass er sogar (ganz alleine) ein Heinecken- Bier hinunter würgte. Plötzlich war es dunkel. Kein Grund zur Panik, nur ein Stromausfall. Mein letzter hatte ich vor weiss nicht wie vielen Jahren erlebt. Aber die ungarische Elektrizitätsgesellschaft scheint sehr kompetent zu sein: nach 5 bis 10 Minuten brannte das Licht wieder.

 

Budapest II

Am nächsten Tag regnete es ununterbrochen. Wir wollten in Budapest was neues entdecken und entschieden uns, das ungarische Verkehrsmuseum zu besuchen, in dem fotografieren etwas kostet (gäll, Isti). Die grösste Freude kam auf, als wir unter den unzähligen Modelleisenbahnzügen ein SOB- Zug entdeckten (SOB ist die schweizerische Südostbahn).

Am Nachmittag ging Isti einkaufen und Chrümi und ich machten eine paar stündige Tour über die Margaretheninsel. Nach unserer Wanderung trafen wir Isti wieder zum Nachtessen im Fatal, der Gourmettempel, in dem wir uns schon fast zu den Stammkunden zählen dürfen. Chrümi und ich waren von unserem Spaziergang im Regen komplett nass und froren auch dermassen. Als wir gegessen hatten, begaben wir uns auf den Rückweg, packten in der Wohnung unsere Sachen zusammen und fuhren weiter Richtung Badacsony zurück.

 

Balatonrundfahrt

Am nächsten Morgen in Badacsony machten wir das gleiche wie fast immer: nämlich nichts (oder zu mindes nicht viel). Immerhin sind wir tagsüber auf den Badacsony Hegy (Badacsony- Berg) hochgewandert. Von dort aus hat man wirklich eine schöne Aussicht über den Balaton.

Am drittletzten Tag haben Chrümi und ich uns entschlossen, Fahrräder zu mieten und eine Rundfahrt um den Balaton zu machen. Ich war bis anhin übrigens noch nie auf der Südseite dieses Sees.

Unseren "Berechnungen" nach zu folge sollten wir die etwa 230 Kilometer mit dem Velo in zwei Tagen schaffen. Also sind wir ins Touristenbüro, um zu sehen, wo wir Velos erhielten. Anschliessend gingen wir zur Velovermietung und mieteten die teureren Velos, die auch schon ihre Tage hatten und nicht gerade auf dem neusten Stand waren. Wir fuhren los und nach etwa 50 Kilometer fahrt bekamen wir hunger und entschlossen uns, in einer Csarda (so eine Art "Ungarisches Grotto") unser Mittagessen einzunehmen. Frisch gestärkt gings Kilometer um Kilometer weiter. Ganz im Osten des Sees angekommen hatten wir eine super Aussicht. Es fing zu tropfen an, aber nicht schlimm. Wir radelten noch ein bisschen weiter bis nach Siofok, das Touristenziel schlecht hin. Dort buchten wir ein Hotel, das Heisst, wir bezahlten das Geld (pro Person umgerechnet 18 Franken) einer Kellnerin bar in die Hand und bekamen den Schlüssel. Kein Ausweiszeigen noch sonst was. Iiih, das Zimmer hat Kakerlaken! Das Problem hatte dann Chrümi beseitigen können (ich sag mal nicht wie, aber so Kakerlaken sind anscheinend recht robuste Tiere). Nach dem Nachtessen (es gab Pizza) gingen wir erschöpft ins Bett.

Der nächste Morgen startete nicht wie erwartet mit Muskelkater, sondern recht positiv. Es gab ein feines Morgenessen. Die Frau, die uns am Tag bevor das Hotelzimmer vermietet hatte, managte das gesamte Morgenessen. Sie stellte jeder Person einen Krug mit Kaffee auf den Tisch und ein Teller mit Brötchen, Aufschnitt und Käse. Gestärkt konnten wir unseren Trip nun fortsetzen.

Wir radelten bereits schon fast den ganzen Tag, als Chrümi, der ja wie immer vor mir fuhr, auf einmal rief: "Achtung, eine Schlange!" Noch bevor ich über diesen Satz nachdenken konnte wich ich schon der Schlange aus und hielt an. Diese schien mindestens 1,5 Meter lang zu sein und schlängelte sich langsam über den Radweg. Ihr Anblick war gewaltig. So eine grosse Schlange hatte ich bis anhin noch nie in freier Natur erlebt. Leider vergass ich sofort meine Kamera hervorzunehmen und sie zu fotografieren. Nach diesem Erlebnis gings nur noch ein paar Kilometer bis wir an unserem Ausgangspunkt beim Fahrradverleih wieder ankamen. Wir haben es geschafft! Isti, der in dieser Zeit ein Pfarrer in Tótvázsony ("Totwasschojn" ausgesprochen) besuchte.

Jedenfalls gingen wir ein letztes mal ins Corona- Restaurant nachtessen bevors das letzte mal in den Ausgang ging...

Badacsony, wir kommen wieder!

 

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