Ferienerinnerungen

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Reise nach Auschwitz

 

im März 2005

 

Vorwort

Was der durchschnittliche Schweizer nur vom Geschichtsunterricht und vom Fernsehen kennt, wollte ich ein mal live miterleben. Als Ziel unserer Reise stand das Konzentrationslager Auschwitz. Ein mal sehen, wie das Tor "Arbeit macht Frei" in Wirklichkeit aussieht und das grosse, finstere Gebäude mit dem Turm in der Mitte erleben.

 

1. Tag: Die Reise beginnt

Abends um 17 Uhr fuhren wir mit dem Auto Richtung Bratislava. Diese Strecke via München und dann durch Österreich kenne ich langsam in und auswendig. Etwa um 2 Uhr morgens waren wir in Bratislava, in der Slovakei. Nach dem Suchen und Bezug eines Hotelzimmers gönnten wir uns ein kleines Bier (auf diese lange Fahrt, die wir überstanden hatten) und gingen anschliessend schlafen.

 

Hotel Bratislava in Bratislava, Slovakei

 

Das Radio war noch von den alten Zeiten (Rundfunk DDR)

 

2. Tag: Fahrt durch die Slovakei nach Polen

Nach einer relativ kurzen Nacht kurvten wir mit unserem Auto durch Bratislava, natürlich durfte ein kurzer Tesco- Besuch (Megagrosser Einkaufspalast) nicht fehlen, in welchem wir unter anderem Sandwiches für die Fahrt kauften, bevor wir Richtung Polen aufbrachen. Unterwegs bekamen wir doch noch mehr hunger, also legten wir einen Stop in Zilina ein, in welchem wir für ca. 5 Franken ein feines Mittagessen bekamen.

Zilina ist ein sehr romantisches, schönes Städtchen, mal vom Busbahnhof abgesehen, mit einer Altstadt, in der man durch die Gassen schlendern kann. Auf ein mal kommt man an einen grossen Platz mit einem wunderschönen Brunnen und einer Kirche. Wenn man also bei Zilina vorbei kommt, sollte man es sich nicht nehmen lassen, einen kurzen Halt in dieser Stadt zu machen.

 

Flaniermeile von Zilina

 

Gestärkt setzten wir unsere Fahrt fort zur Polnischen Grenze. Dort eine Überraschung - die Polen wollten unbedingt unsere Pässe sehen, ID genügt nicht. Natürlich hatten wir diese bei uns, also kein Problem. Wieso brauchen wir einen Pass, um in ein EU- Land zu kommen? Na ja, egal.

 

Grenzübergang Slovakei - Polen

 

Die polnischen Strassen waren ein Stück schlechter als die Slovakischen, aber dennoch gut befahrbar. Das Radioprogramm passte uns allerdings nicht. Also CD rein und weiterfahren. Etwa um 22 Uhr sahen wir auf die Stadt Krakau hinab mit ihrem Lichtermeer. Dort bezogen wir im Hotel Perla eine Suite mit megagrossem Badezimmer mit Badewanne UND Dusche! Das Hotel liegt am Stadtrand von Krakau. Am Abend machten wir noch einen kurzen Spaziergang der Strasse entlang.

 

3. Tag: Aufbruch nach Auschwitz

Auschwitz ist von Krakau aus mit dem Auto in ein bis zwei Stunden gut erreichbar. Deshalb sind wir morgens vom Hotel abgefahren und erreichten kurze Zeit später das polnische Oswiecim, das deutsche Auschwitz.

 

Ortsschild von Oswiecim (auf gut Deutsch: Auschwitz)

 

Dort gibt es 2 Konzentrationslager, das in Auschwitz und das in Birkenau. Wir parkten unser Auto vor den Toren des KZ Auschwitz und gingen zu Fuss die 1,5 Kilometer nach Birkenau. Als wir das KZ sahen wurde die Stimmung schon gedämpfter. All die schreklichen Taten, die dort passiert sind spürt man irgendwie noch heute.

 

Da müssen wir lang gehen...

 

Birkenau ist unvorstellbar gross. Die ganze Anlage ist mittels Stacheldrahtzauns umgeben. Drinnen stehen hunderte von Holzbaracken, jedoch stand bei den meisten Baracken nur noch das Steinfundament. Alle Hinweis- und Erklärungsschilder sind in polnischer, israelischer und englischer Sprache angeschrieben. Wieso dass sie die deutsche Sprache nicht enthielten, weiss ich nicht, da eigentlich Deutschland auch sehr in diese Geschichte integriert war. Die Kritzeleien an den Wänden der Gebäude waren dafür auf Deutsch. Nur gut, dass diese Worte nicht in mehrere Sprachen übersetzt wurden!

 

Der Bekannte Eingang des KZ Birkenau ...

 

...sowie der fast so bekannte Elektrozaun

 

Gebäuderuinen

 

Eingang KZ von einem Gebäude aus fotografiert

 

Nach einer mehr oder weniger gründlichen Inspektion von Birkenau spazierten wir zurück nach Auschwitz. Vor dessen KZ- Besichtigung assen wir in einer polnischen Pizzeria zu mittag. Dort trafen wir auf einen französischen Mann in unserem Alter (ca. 25). Dieser war ganz alleine dort und fragte uns: Where are you from? - Switzerland, and you? - From France. Dann weiter: Do you speak French? - No, sorry.

Die Pizza kam. Allerdings fehlte die Spaghettisauce, dafür stand eine grosse Flasche Ketchup auf dem Tisch. Der Franzose knallte eine stattliche Portion drauf und begann zu essen. Wir verzichteten auf das Ketchup. Als er zwei bissen gegessen hat, hat er zu uns gesagt, dass die Pizza scheisse schmecke, worauf er dann in der Eingangstür verschwand. Wir assen sie zu ende.

 

Auschwitz: Arbeit macht frei

 

Arbeit macht frei von der Innenseite des KZ

 

Auschwitz - Das Tor "Arbeit macht frei" - Die Gaskammer all das stand uns bevor. Überall Stachelzaun, welcher uns von den etlichen TV- Filmen und Dokumentationen bestens bekannt war, eine drückende Stimmung. Da stand sie nun - die Gaskammer. Kleiner als wir sie uns vorgestellt hatten, getarnt mit einem kleinen Hügel mit Wiese. Wollen wir wirklich da rein? Zu dem Ort, wo hunderttausende ihr leben lassen mussten? In diesen Raum? Sicher waren wir uns nicht mehr, aber nach dieser langen Reise "riskierten" wir's. Im Gasraum war eine Totenstille. In der Mitte des kleinen Raumes stand ein Ständer worauf einige Kerzen brannten. Nebenan das Krematorium. Uns war ganz mulmig im Bauch. Das was dort passiert war durfte nicht passieren! - Wieso konnte das überhaupt geschehen?

 

Gaskammer von aussen

 

Verbrennungsöfen in der Gaskammer

 

Wir gingen wieder raus. Ich erzähl jetzt nicht mehr weiter, was es alles auch noch zu sehen gab, weil da könnte ich ein Buch mit füllen!

 

Leere Giftgasflaschen

 

Gegen den Aben fuhren wir wieder zurück nach Krakau wo wir abends das erste mal in den Ausgang gingen. Aber das an diesem Tag erlebte konnten wir nicht so einfach ignorieren und schon gar nicht vergessen. Die ganze Zeit schwirrten mir die vielen Bilder wie vom Eingang Birkenau und der Gaskammer im Kopf rum.

 

4. Tag: Zurück in die Slovakei

Im Verlauf des Vormittags haben wir nach einem Frühstück das Hotel Perla verlassen und sind nach einem polnischen Tesco- Besuch und Krakau- Sightseeing à la japanisch wieder zurück in die Slovakei gereist.

 

Krakau

 

Super ausgebaute Ausserortsstrasse in Polen (keine Autobahn!)

 

Während der Fahrt durch die slovakische Landschaft blieb uns ein weiterer Tesco- Besuch an diesem Tag nicht enthalten. Gegen den Abend hin erreichten wir Trencin, wo wir in einer Pension übernachteten. Ich fühlte mich dort wie in einem katholischen Kloster. Keine Kreditkarten, nur Bargeld wird angenommen und als erstes wird einem ein Ordner zugedrückt, in dem die Regeln dieser Pension stehen. Also noch eine Bar suchen und super-feines slovakisches Bier (das beste, das ich bisher getrunken habe) bestellt. Das slovakische wie auch das tschechische Bier ist viel geschmackvoller als unser schweizer Bier und sowieso besser alls deutsches oder englisches Bier (und es kostet auch nur halb so viel)!

 

5. Tag: Von Trencin aus in die Heimat

Recht früh am Morgen brachen wir auf zu unserer grossen Reise. Also zuerst Richtung Bratislava. Dort angekommen, machten wir wieder mal eine "Tankpause". Sofort weiter nach Wien. Auf den Autobahnen von Wien ging plötzlich nichts mehr. Ein LKW hatte einen Unfall und deshalb auch noch Öl verloren! Plötzlich verabschiedete sich unsere Lüftung - und das erst noch bei 30 Grad am Schatten!! Also Fenster runter und weiter schwitzen. Nach der langen Stauperiode lief der Verkehr immerhin wieder. Irgend wo auf einem Rastplatz etwas vor Salzburg versuchten wir, die Lüftung wieder hinzukriegen - aber keine Chance, "leider" war die Sicherung der Lüftung noch ok. Also weiter ohne Lüftung. Dann begann es auch noch zu regnen. Scheibenwischer rein - und wir sahen nichts mehr. Alles verschmiert - Scheisse! Also auf den Pannenstreifen und erst mal gründliches Scheibenputzen. Danach gings wieder weiter. Da die Lüftung immer noch nicht funktionierte, mussten mir in jedem der unzähligen Tunnels zwischen Insbruck und Feldkirch mittels Taschentuch die Scheiben innen abwischen, da diese immer beschlugen. Das ist anstrengend. Den Vorarlbergtunnel haben wir gemieden und sind über den Pass gefahren. Auf ein mal schneit es, so lässig!

 

Aarlbergpasshöhe (Österreich)

 

Die Strasse war immerhin noch problemlos zu befahren aber mit so was hatten wir wirklich nicht gerechnet. Frierend veranstalteten wir eine Schneeballschlacht und dann gings (endlich?) weiter Richtung Heimat.

 

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